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Europäisches Verbraucherzentrum Italien Büro Bozen
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17.05.2023

Wie man Online-Trading-Betrug erkennt

 
Die Meldungen zu Betrugsfällen beim Online-Trading reißen nicht ab - Achtsamkeit ist oberstes Gebot
Im Jahr 2022 sind die beim Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) Italien, Büro Bozen eingegangenen Meldungen über betrügerisches Online-Trading im Vergleich zu 2021 um 27% gestiegen: Ein sehr gefährliches Phänomen, denn die Kriminellen erweisen sich als kreativ und schreiten mit der technologischen Entwicklung voran.

Alles beginnt mit einem unerwarteten Telefonanruf: Eine freundliche Stimme schlägt renditestarke Anlagen vor, es handle sich um eine einmalige Gelegenheit: Die Anfangsinvestition beträgt schlappe 250,00 €. Wer sich überzeugen lässt, meldet sich bei einer - fiktiven - Online-Handelsplattform an. Die Opfer erklären sich bereit, eine Software herunterzuladen, mit der unter dem Vorwand, diese durch die Investition zu führen, freier Zugriff auf deren Computer gewährt wird. Auf diese Weise überweisen die Verbraucher:innen schließlich Geldbeträge, sogar große Summen, auf gefälschte Kryptowährungs-Wallets, wobei die Transaktionen direkt von dem gefälschten Broker ausgeführt werden. Die Opfer erfahren zunächst viel Aufmerksamkeit und erhalten zahlreiche Anrufe und Whatsapp-Nachrichten. Sobald jedoch die Auszahlung der investierten Beträge verlangt wird, ändert sich die Musik: Das Gegenüber beginnt, verschiedene Ausreden zu erfinden, um die Beträge nicht zurückzuzahlen, und meldet sich schließlich gar nicht mehr. Das Endergebnis ist immer dasselbe: Die Ersparnisse haben sich in Luft aufgelöst.

Aber das EVZ weiß, dass dies leider nicht das Ende der Geschichte ist. Häufig gehen nämlich Meldungen von Verbraucher:innen ein, die Ziel zweier weiterer Betrugsstufen werden. Einige Monate später werden die Betrugsopfer nämlich von angeblichen Fachleuten kontaktiert, die sich auf die Wiedereintreibung von durch Online-Trading verlorene Beträge spezialisiert haben. Diese Scheinprofis berichten, dass das Geld "in der Blockchain" oder auf einem Konto bei einer ausländischen Bank "gefunden" wurde. Um die Ersparnisse wiederzuerlangen, wird eine Vorauszahlung von Gebühren, Provisionen und Steuern verlangt. Die Kriminellen spielen dabei mit den Schuldgefühlen der verzweifelten Sparer:innen und deren Hoffnung, wenigstens einen Teil von den verschwundenen Summen zurückzubekommen. Wer sich jedoch überzeugen lässt, sieht natürlich keinen Euro mehr und verliert ausnahmslos alle weiteren eingezahlten Beträge.

Doch auch jetzt geben sich die Kriminellen noch nicht zufrieden und leiten eine weitere Phase der Betrugsmasche ein. Dieselben Verbraucher:innen werden ein drittes Mal, diesmal von der angeblichen Geschäftsführung einer fiktiven Aufsichtsbehörde, kontaktiert, welche behauptet, dass sie die Beträge bei den Schuldigen beschlagnahmt hätten. Auch dieses Mal werden Gebühren und Provisionen gefordert, um einen Teil des verlorenen Geldes zurückzubekommen, es handelt sich aber nur um eine weitere Falle, um noch mehr Geld herauszuholen.

Rebecca Berto, Beraterin beim Europäischen Verbraucherzentrum, erklärt: „Um sich vor derartigen Betrügereien zu wappnen, muss man Vorsicht walten lassen und aufhorchen, sobald eines oder mehrere der folgenden Merkmale zutreffen:

Attraktive Renditen: Bei den versprochene Renditen handelt es sich leider immer um unrealistische Gewinnerwartungen oder um spekulative Finanzprodukte, die durch ein Hebelsystem gekennzeichnet sind;

Schmeichelei bzw. übermäßige Freundlichkeit: Die Kriminellen telefonieren häufig mit den Sparer:innen und senden ihnen Nachrichten, um bei ihnen ein falsches Gefühl von Vertrauen und Sicherheit zu erzeugen;

Social Proof: Den skeptischen Opfern werden gefälschte Bewertungen, gefälschte Aussagen berühmter Persönlichkeiten oder scheinbar offizielle Dokumente zugesandt, die die (in Wirklichkeit nicht vorhandene) Seriosität der beteiligten Finanzfachleute beweisen sollen. Solche Aussagen sollten immer unabhängig auf der Website der Aufsichtsbehörde CONSOB (Commissione nazionale per le società e la Borsa) überprüft werden;

Fernzugriff: Wenn Betrüger:innen Einzahlungen in Kryptowährungen verlangen, zwingen sie den Sparer:innen, eine Software herunterzuladen, um auf deren Geräte zuzugreifen und bei den Transaktionen zu helfen. Das eigentliche Ziel ist es, auf die Bankkonten und Kreditkarten der Opfer zuzugreifen;

Unaufgeforderte Kontaktaufnahme: Man wird in der Regel unerwartet angerufen, aber der Kontakt kann auch über E-Mail oder soziale Medien, Online-Dating-Seiten oder durch Mundpropaganda oder sogar persönlich auf Seminaren hergestellt werden. Man sollte immer auf der Hut sein;

Exklusivität
: Kriminelle lassen das Opfer oft glauben, dass man die Möglichkeit einer einmaligen und unwiederholbaren Investition ist. In Wirklichkeit ist dies nur eine Taktik, um das Opfer zu ködern.“

Wenn Sie von angeblichen Finanzfachleuten kontaktiert werden, sollten Sie in den beschriebenen Situationen vorsichtig sein: Lassen Sie lieber die Finger davon! Wer ihnen vertraut, läuft Gefahr, seine Ersparnisse für immer zu verlieren, wie es leider vielen Verbraucher:innen ergangen ist, die sich an EVZ Italien gewandt haben, mit Verlusten, die manchmal sogar eine Million Euro überschritten haben.

Bozen, 17. Mai 2023
Presse-Information

 

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